Das Anforderungsprofil eines Blitzers (IV)

Positionsspezifisches Anforderungsprofil eines Blitzers im Flagfootball

Im folgenden Abschnitt wird aus dem zweiten Kapitel ‘Das Anforderungsprofil eines Blitzers’ aus der Hausarbeit ‘Positionsspezifisches Anforderungsprofil eines Blitzers im Flagfootball’ von Anja Treiber zitiert.

2.4. Taktisches Anforderungsprofil
Unter Taktik versteht man per Definition die „Gesamtheit der individuellen und kollektiven Verhaltensweisen, Handlungen und Operationen von Sportlern und Mannschaften, die unter Beachtung der Wettkampfregeln, des Partner- und Gegnerverhaltens sowie der äußeren Bedingungen auf die volle Nutzung der eigenen Leistungsvoraussetzungen im Sinne eines bestmöglichen Wettkampfergebnisses gerichtet sind.“

Im Allgemeinen gilt: Je größer die gegenseitigen Beeinflussungsmöglichkeiten der Gegner sind, je mehr Freiheitsgrade im Entscheidungsspielraum der Wettkampfregeln es gibt, je mehr Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Partnern bestehen und je größer der Einfluss äußerer Bedingungen auf das Wettkampfergebnis ist, desto bedeutsamer ist die Taktik für die Sportart.

In den großen Sportspielen, in denen die oben genannten Punkte größtenteils erfüllt
werden, wird zusätzlich unterschieden in:
• die individuelle Taktik des einzelnen Spielers
• die kollektive Taktik einer Mannschaft oder eines Mannschaftsteils.

Im Flagfootball muss der Blitzer sowohl die kollektive Taktik der Defense und seinen darin verankerten Aufgabenbereich verstehen als auch sich seiner individuellen Taktik bewusst sein, wenn er seine eigenen Blitzversuche an das spezifische Spielverhalten des gegnerischen QBs anpasst. Zudem muss er in der Lage sein, innerhalb von Sekundenbruchteilen die gegnerische Offense zu lesen und dementsprechend zu reagieren.

Im Training kann das kollektive Taktikverständnis des Blitzers geschult werden, indem man die Coverageregeln der Defense visuell aufbereitet, bespricht, durchläuft und anschließend auf Onlineprogrammen zur Verfügung stellt. Auch durch ein gezieltes Wahrnehmung- und Reaktionstraining in standardisierten Entscheidungssituationen kann das taktische Denken verbessert werden.
Außerdem können ausführliche Gegneranalysen dazu beitragen, die individuelle Taktik gut auf den nächsten Gegner abzustimmen. Trifft man als Blitzer zum Beispiel auf einen sehr mobilen QB, muss die Geschwindigkeit im Sprint ein wenig verlangsamt werden und der Breakdown bekommt oberste Priorität, um auf Finten und Richtungsänderungen reagieren zu können. Ferner fördert auch eine gute Regelkenntnis das taktische Wissen und damit das eigene Spielverhalten. So steigt – um ein weiteres Beispiel zu nennen – die Wahrscheinlichkeit eines Fake Counts, sieht sich der Gegner einem 4&20 gegenüber.

2.5. Psycho-soziales Anforderungsprofil
Abschließend gilt es noch zu bedenken, dass der Blitzer – wie jeder Mensch – ein psycho-soziales Lebewesen ist. Demnach sind zwangsläufig nicht nur körperliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern auch viele psychische und soziale Faktoren Voraussetzungen jeder sportlichen Leistung. Zu diesen Faktoren zählt man unter anderem die Konzentration und Motivation, den Willen sowie die Teamfähigkeit. Im Leistungssport setzt man die letzten Jahre vermehrt auf eine Stärkung der psychischen Fähigkeiten durch autogenes und mentales Training. Bei Flagfootball wären Übungen zur Fokussierung sowohl im Training als auch direkt vor Beginn des Spiels oder in der Halbzeit denkbar, denn je länger ein Spiel dauert und je erschöpfter die Spieler sind, desto größer wird der Einfluss der Konzentration und des Willens auf den Ausgang des Spiels. Je konzentrierter ein Spieler ist, desto geringer ist zum Beispiel die Gefahr eines False Starts etc.

Treiber, Anja (2022) Positionsspezifisches Anforderungsprofil eines Blitzers im Flagfootball

Quellenverzeichnis: https://flag-coaching.info/?p=2656

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